Vegan durch Lissabon: Richtig gut essen in Portugals Hauptstadt

Veganen Urlaub in Lissabon zu machen fühlte sich anfangs deutlich weniger schwierig an, als es dann letztlich doch war. Wer aber Umwege auf sich nimmt, mal aus den Touristenschlangen heraustritt und über eine Karte und ein Navi verfügt (nur eines von beiden macht die Sache ungleich kniffliger), der wird nach langem Suchen und vielen beschwerlichen Wegen mit wirklichen Perlen der veganen und vegetarischen Küche belohnt.

Lissabon ist wunderschön: Die kleinen verwinkelten Gassen im traditionellen Alfama-Viertel sind romantisch und mystisch aber auch steil und manchmal in der Sommerhitze sehr ungnädig.

In Bairro Alto, dem Friedrichshain von Lissabon, sieht es nicht anders aus und auch Baixa, Chiado und Anjos sind hier und da ziemlich hügelig.

Das sollte aber nicht dazu verleiten, sich nur von der fast antiken Straßenbahn der Linie 28 auf die Hügel hieven zu lassen, denn wer ein bisschen Beinkraft und Geduld investiert und zudem noch ein portugiesisch-deutsches Wörterbuch in der Tasche hat, findet Schätze abseits der großen Straßen.

Colmeia: versteckt im Bairro Alto

Das Colmeia ist, anders als viele andere Restaurants in Lissabon, keine Einrichtung für das sehr späte Abendessen der Portugiesen, sondern eher eine Art Kantine. Ganz in der Nähe des Elevador da Bica gelegen, findet man das Colmeia in einer kleinen Seitenstraße im 2. Obergeschoss eines Altbaus.

Wer den Eingang entdeckt hat, wird mit nettem, fachkundigem Personal belohnt, das in Englisch die unterschiedlichen Speisen erklärt. Das ist in Lissabon übrigens nicht unbedingt normal, denn wer sich keine bunten Bilder in den Speisekarten der Touristeneinrichtungen anschauen will, kommt um die Übersetzung der portugiesischen Karte oft nicht herum. Im Colmeia bot man uns typisch portugiesisch zubereiteten Spinat, gedämpftes Gemüse, Salate, gefüllte Auberginen (vegetarisch und vegan), Tofu, Seitan mit Maronen und Nüssen und Naturreis oder Quinoa. Pro Person bezahlt man um die 7 Euro, dafür gibt es frischen Minztee gratis und die wunderschöne Atmosphäre einer portugiesischen Altbauwohnung.

Restaurante a Colmeia
R. da Emenda 110, 1200, Bairro Alto
Telefon: 213 470 500
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 12.00 bis 15.00 Uhr
Hinkommen: mit der Straßenbahn 28 bis zum Largo do Chiado

Oriente Chiado: Internationales Büffett

Das Oriente Chiado befindet sich in der Nähe der wunderschönen Metrostation Baixa-Chiado im Viertel Baixa.

Es bietet englischsprachige Bedienung, eine wunderschöne Einrichtung und ein Büffet, das unser Reiseführer als weltoffen bezeichnete. Das war es auch, vor allem war es aber wunderbar zubereitet.

Es gibt Salate, gebratenes Gemüse, Saitan à la Stroganoff (vegan), Quiche (vegetarisch), Reisbällchen, frittierte Gemüsekuchen, vegane Pizza und die Caldo Verde, die typisch portugiesische Suppe. Für knapp 9 Euro (ohne Getränke und Dessert) kann man sich hier den veganen Bauch vollschlagen.

Oriente Chiado
Rua Ivens, 28, 1200-227, Chiado
Telefon: 213 43 15 30
Öffnungszeiten: täglich von 12.00 – 15.00 Uhr und von 19.30 – 22.30 Uhr
Hinkommen: mit der Metro bis Baixa-Chiado

Jardim dos Sentidos: Im Garten der Sinne

Der Garten der Sinne, wie das Jardim dos Sentidos übersetzt heißt, hält, was er verspricht. Auch dieses Restaurant liegt wieder etwas abseits der großen Pfade, der Weg lohnt sich aber, denn hier bekommt man veganes und vegetarisches Essen, das derartig gut und stellenweise auch experimentell zubereitet ist, dass sich die Preise ab 10 Euro für ein Hauptgericht rechtfertigen.

Ich hatte ein Gemüsekebab mit Tofu und Seitan, der auf dem Holzkohlegrill zubereitet war. Davor gab es Seitanspieße mit Senfsauce, danach einen leckeren veganen Apfelkuchen mit Sojasahne.

Zusammen mit drei Cocktails bezahlten wir für das gesamte reichhaltige Essen knapp 45 Euro. Tolles Preis-Leistungs-Verhältnis. Einzig die teilweise etwas unsichere und unsympathische Bedienung warf leichte Schatten auf das Restaurants.

Die schöne Atmosphäre im Garten versöhnt jedoch mit allem und macht die kleinen Kratzer im Service wett.

Jardim dos Sentidos
Rua da Mãe d’Água 3, Rossio, 1250-154
Telefon: 21 342 36 70 / 71
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 12.30 – 14.00 Uhr und 19.30 – 23.00 Uhr, Samstags nur abends
Hinkommen: mit der Metro bis Avenida oder Restauradores
Webseite: http://www.jardimdosentidos.com/#

Haweli Tandori: absoluter Geheimtipp!

Das Haweli Tandori liegt nicht nur abseits, sondern macht noch dazu überhaupt nicht auf sich aufmerksam. Das indische Restaurant in einer Seitenstraße in Graça, einem Viertel in der Oberstadt, erkennt man nur aufgrund der Schrift auf der schmutzigen Markise. Auch der Innenraum lädt zunächst nicht zum Verweilen ein. Er ist klein, karg und funktionell. Um nicht zu sagen wirklich sehr hässlich. Wer sich aber davon abschrecken lässt, verpasst das beste indische Essen außerhalb Indiens!

Ich mag eigentlich indisches Essen nicht, dachte ich jedenfalls. Was ich aber in Wirklichkeit nicht mag, das wurde mir erst im Haweli bewusst, ist diese ekelhafte Fusionküche, wie man sie hier in Berlin öfter vorgesetzt bekommt und die leider zu oft nur aus viel Käse und Sahne, seltener aus wirklich gut abgestimmten Geschmackskomponenten besteht.

Im Haweli Tandori ist das anders: Hier serviert man authentische nordindische (Punjabi-) Küche die schmeckt, als würde der Koch die Speisen für seine Familie zaubern. Hauptspeisen bekommt man ab 7 Euro, Vorspeisen ab 40 Cent. Unbedingt probieren: Aloo Palak (Kartoffeln mit Spinat und hier endlich mal ohne Sahne).

Haweli Tandori
Travessa do Monte 14, Graca, 1170
Telefon: 218 86 77
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag von 19.00 – 22.30 Uhr
Hinkommen: mit der Straßenbahn 28 bis Rua da Graça

Momenti Italiani: Krönender Abschluss in Lissabon

Die meisten Italiener haben in Lissabon im Bairro-Alto erst am Abend geöffnet. Wer dennoch Pizza essen will, geht in die Rua Augusta und gesellt sich zu den anderen Touris, oder aber steigt wieder einmal in Baixa-Chiado aus und sucht das Momenti Italiani auf.

Hier begrüßt einen der Chef persönlich und lässt es sich auch nicht nehmen, mit jedem Gast ein kleines Schwätzchen zu halten. Ich bestellte Pizza Pane, ein Pizzabrot mit einer leckeren Knoblauch-Tomatensauce, die mir in dieser Qualität bisher noch nicht begegnet ist. Dazu brachte mir der englischsprachige Kellner einen Salat mit wirklich gutem Olivenöl. Und das ganze zu bezahlbaren Preisen: Der Insalata Mista stand für 3,50 € auf der Karte, Pizza Pane war noch billiger. Die anderen Pizzen kosten um die 7 Euro. Fairer Preis, tolle Qualität und – wie uns der Inhaber versicherte – sei meine vegane Variante der Pizza, die Urform des italienischen Klassikers.

Wenn euch also das nächste Mal ein Kellner komisch anschaut, weil ihr Pizza ohne Käse bestellt, greift auf diese Geschichte zurück: die Pizza in der Form wie wir sie heute kennen (nur ohne Käse) kam in Italien zusammen mit der Tomate in der Mitte des 18.Jahrhunderts in Mode. Vorformen gab es sicher schon sehr viel früher, die Spuren lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen, jedoch war die ursprüngliche Form eben „nur“ eine Kombination aus Hefeteig, Tomaten, Olivenöl und italienischen Kräutern.

Momenti Italiani
Rua da Misericórdia 93, 1200, Bairro Alto
Telefon: 213 474 200‎
Hinkommen: mit der Metro zur Baixa-Chiado

Vegan durch Lissabon: Richtig gut essen in Portugals Hauptstadt

28 Gedanken zu „Vegan durch Lissabon: Richtig gut essen in Portugals Hauptstadt

  1. Danke für diesen Beitrag! Ich bin in zwei Wochen für ein paar Tage in Lissabon und freu mich schon einige der Empfehlungen auszuprobieren! :)

  2. Aber gern! Ich bin ja fast ein wenig neidisch. Ich will die gegrillten Spieße aus dem Jardim, und die Kartoffeln vom Inder und … hach, ich will einfach mal wieder nach Lissabon glaub ich ;)

  3. Danke für die tollen Tipps!
    Ich war letzte Woche mit meinem Freund in Lissabon und wir haben auf dein Anraten hin das Momenti Italiani ausprobiert. Das war der Wahnsinn! Super lecker und wahnsinnig nettes Personal.

  4. Das ist ja toll! Es besteht ja bei solchen Tipps immer die Gefahr, dass der Eindruck sehr subjektiv ist oder das Personal dann auf einmal super unfreundlich. ;)

  5. Toller Beitrag! Ich wünschte ich hätte ihn schon letztes Jahr entdeckt, da war ich nämlich für eine Woche in Lissabon. Eine wirklich tolle Liste hast du da zusammengetragen.
    Ergänzend kann man noch „Bake the Difference“ hinzufügen. Da habe ich öfters gegessen. Die haben jeden Tag ein anderes Tagesgericht mit optional einer Suppe dazu und köstliche Kuchen und Muffins als Dessert. Absolut empfehlenswert :-)

  6. Danke für die super Tipps, komme gerade aus Lissabon und war im Momenti Italiani und im Jardim Dos Sentidos. In beiden war das Essen super lecker. Ich würde noch das Terra in der Rua da Palmeira 15 und das Jardim das Cerejas in der Calcada do Sacramento empfehlen. Beide Restaurants sind vegetarisch bzw. vegan.

  7. Schöner Bericht und Blog, vor allem den Käsekuchen muss ich unbedingt mal ausprobieren! In Portugal war ich auch gerade, am Ende auch in Lissabon und muss sagen, dort war es essenstechnisch fast Berlin-like. Ich habe ganz viele Adressen aus http://www.happycow.net/ bekommen, kennst du die Seite? Alle vegetarischen Restaurants hatten auch vegane Optionen bzw. waren sogar zu 80% vegan :-)
    Viele Grüße aus Nürnberg, Susanne

  8. Danke für die Tipps – ich freue mich jetzt umso mehr auf unsere Woche in Lissabon über Ostern! Besonders den Garten der Sinne und den Inder werden wir uns gewiss nicht entgehen lassen! :-)

  9. Kann jemand ein Hotel empfehlen, in dem vegetarische bzw. vegane Küche/Frühstück angeboten wird? :)

  10. Danke :-)
    Ich bin in knapp drei Wochen mit meiner Klasse in Lissabon und hab schon leicht Panik bekommen was das Esen angeht…
    Aber nun hab ich genugend Auswahl wo auch die Nicht-Vegetarier hoffentlich was finden

  11. Hallo ihr lieben Lissabon-Reisenden!

    Ich muss auch noch eine Adresse loswerden: The Food Temple
    Klein, fast mikroskopisch und von außen keineswegs als Restaurant erkennbar, ist dieser Laden meine kulinarische Offenbarung des Jahres gewesen. Etwas abseits der Rua Augusta (Zentrum) in der Nähe des Fago Viertels befindet sich der Food Temple. Es gibt keine standardisierte Speisekarte, sondern ein täglich neues Menü. Das kann man sich als Ganzes bestellen (richtig Hunger) oder einzelne Gänge (nochmal nachbestellen, weil man nicht genug davon bekommt). Neben dem tollen Essen ist der Wein und vorallem den Kaffee dort sehr empfehlenswert. Die Köche/innen sind superfreundlich und plaudern auch gern mal ein bisschen.

    The Foof Temple
    Beco do Jasmim 18
    1100-289 Lissabon

    Facebook: https://www.facebook.com/FoodTemple/info

  12. Vielen Dank für die Empfehlungen! Das hört sich wirklich paradiesisch an.

    Als ich bei Google Maps deine empfohlenen Restaurants eingab, wurde mir plötzlich noch ein Restaurant angezeigt: http://www.restaurante-psi.com
    Das kennst du nicht zufällig auch?

    Viele Grüße, Carina

  13. ok verstehe danke :) wir hoffen, dass wir die lokale finden.
    sind nächstes we dort.
    alles liebe michaelA ;)

  14. Ach sorry, hab gerade gesehen, dass ich dich im letzten Kommentar zum „Michael“ gemacht habe ;) Ich wünsche euch viel Spaß und würde mich freuen, wenn du mir irgendwann nochmal schreibst, ob auch noch alles da ist, wo ich es damals gefunden habe. Ist ja doch schon ein paar Jährchen her :) Nehmt euch auf jeden Fall die HappyCow App mit, die hilft extrem weiter! LG, Nicole

  15. Herzlichen Dank für die Zusammenstellung der viel versprechenden veganen Restaurants in Lissabon! Sehr hilfreich! Wir werden im April bestimmt einige testen. Liebe Grüße, Silke

  16. In Rufweite des Miradouro de Santa Catarina, seitlich des Museu da Farmacia, gibt es ein kleines, sehr sympathisches Veganes Café-Bistrot: Ink Farm Food Café. Menu Do Dia( tagesmenu) ab 7,20€

  17. Vielen Dank für die Tips. Ich war letzte Woche in Lissabon und musste leider feststellen, dass es das „Chiado orie
    te“ und das „Momenti Italiani“ nicht mehr gibt. War dafür im Food Temple sowie im „jardim de Sentidos“. In beiden Restaurants war das essen echt spitze und preislich amgemessen.

  18. Oh dankeschön Ivonne! Dann muss ich den Artikel mal wieder auffrischen. Lissabon ist leider viel zu lang her :)

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