Das Thema Algen und Vitamin B12 Versorgung wird sehr kontrovers diskutiert. Erste Studien haben 2005 ergeben, dass durchaus bioverfügbares Vitamin B12 in bestimmten Algen enthalten sein kann. Seitdem wurde weitergeforscht und es gibt Neuigkeiten zum Thema Chlorella und Vitamin B12.
Mich stört nicht, dass ich immer an meine Nahrungsergänzung denken muss, aber einfacher kann man es sich ja immer machen und so verfolge ich die aktuellen Erkenntnisse zum Thema Vitamin B12 natürlich mit Spannung. Und so ist mir auch dieses Video auf Facebook begegnet:
Neue Erkenntnisse: Bioverfügbares Vitamin B12 aus der Chlorella-Alge?
Im Video spricht Jörg Ullmann, Diplom-Biologe und Algenexperte, darüber, dass in Chlorella bioverfügbares Vitamin B12 nachgewiesen werden konnte. Also DAS musste ich ja unbedingt genauer wissen und habe direkt einen Gesprächstermin mit ihm ausgemacht. Wie schön wäre das, einfach einen Teelöffel Chlorella in den Smoothie zu mixen und nicht mehr an die Nahrungsergänzung denken zu müssen! Jörg und ich sind und schon einmal persönlich begegnet und so hatte ich ihn wenige Tage später am Telefon.
Chlorella und Vitamin B12 – Im Gespräch mit Jörg Ullmann
Hier sind die wichtigsten Fakten zum Thema Chlorella und Vitamin B12 aus meinem Gespräch mit Jörg Ullmann. Wenn Du noch tiefer in das Thema Algen einsteigen möchtest, empfehle ich Dir Jörgs Blog „Welt der Algen“ https://weltderalgen.wordpress.com/ und die weiterführende Linkliste zum Thema am Ende des Beitrag.
Algen nicht gleich Algen
Also wenn ich an Algen denke, denke ich als Nordlicht zum Beispiel an so etwas:
Jörg erklärt mir, dass Algen eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Organismen sind, die eines gemeinsam haben: Sie haben etwas mit Wasser zu tun und betreiben Photosysthese. So sind Grünalgen wie Chlorella echte Pflanzen, während es sich bei Blaualgen wie Spirulina und AFA (Aphanizomenon flos-aquae) um Cyanobakterien handelt. Braunalgen, z.B. Seetang, gehören gar nicht zu den Pflanzen, sondern zu den Stramenopilen (was das ist, musste ich auch erst einmal nachlesen, hier der Link).
Generelle Aussagen über „Algen“ lassen sich also nicht treffen, man muss schon differenzieren.
Neue Studien zu Algen und Vitamin B12
Eine Studie von 2005 kam bei der Untersuchung von über 300 Algenarten zu dem Ergebnis, dass von den untersuchten Algen „überraschender Weise mehr als die Hälfte auxotroph gegenüber Vitamin B12 waren. Das heißt, diese Algen sind, wie wir, abhängig von einer externen Vitamin B12- Quelle. Einige Algen nehmen dabei das Vitamin aus einer Symbiose mit Bakterien auf, andere können es aktiv aus dem Wasser aufnehmen und haben dafür ein spezielles Protein (cobalamin acquisition protein = the vitamin B12 claw) entwickelt. (Quelle J. Ullmann: http://www.paracelsus.de/magazin/ausgabe/201503/algen-als-natuerliche-vitamin-b12-quelle/)
Ein, auf der Algenfarm seit Anfang 2017 verwendeter, neuer Test zur Bestimmung des Cobalamingehalts in Chlorella zeigt nun, so Jörg, dass die in Klötze angebaute Chlorella drei verschiedene Cobalamine enthält, zwei davon sind direkt bioverfügbar und eins wird vom Körper in die bioverfügbare Form umgewandelt.
Damit konnten die Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Literatur zur Bioverfügbarkeit von Vitamin B12 aus Chlorella bestätigt und um wesentliche Punkte erweitert werden. Die Daten weisen, so Jörg Ullmann, darauf hin, dass Chlorella in Zukunft eine große Bedeutung im Bereich der B12 Versorgung haben könnte.
Weitere Bioverfügbarkeitsstudien, auch am Menschen direkt, sind in Planung. Sobald es da weitere Ergebnisse zu vermelden gibt, erfährst Du das auf jeden Fall hier.
Chlorella – Die Anbaumethode ist das A und O
Für einen Anbau von Algen wie Chlorella, mit standardisiertem Vitamin B12-Gehalt, sind allerdings genaue Kenntnisse über die verwendete Art oder den Stamm, die „richtige“ mikrobielle Begleitflora und Kobalt als Rohstoff für die bakterielle B12-Synthese notwendig. Zwei verschiedene Chlorella-Produkte – z.B. in Form von getrocknetem Pulver – können sich also vom Nährstoffgehalt völlig unterscheiden, je nachdem, wie sie produziert wurde.
Die Anbaubedingungen werden in der Algenfarm Roquette in Klötze, deren Geschäftsführer Jörg Ullmann ist, erforscht. Und so sieht der Algenanbau in Glasröhrensystemen in Klötze aus:
Chlorella wird angebaut, indem die natürlichen Bedingungen nachgestellt werden: Der Alge werden dazu Licht und das Spurenelement Cobalt zugeführt, das für die Cobalaminbildung wichtig ist.
Algen – Nahrungsmittel der Zukunft?
Und auch sonst ist die differenzierte Welt der Algen einen zweiten Blick wert. Schon heute werden Algen in der Nahrungsmittelindustrie in großen Mengen verwendet, und zwar nicht für Sushi sondern z.B. in Form von Agar-Agar oder Carragen zum Binden oder Verdicken. Zum Einfärben von Lebensmitteln (z.B. Süßigkeiten) werden v.a. blaue Farbstoffe aus Spirulina eingesetzt.
Der Vorteil des Algenanbaus ist, das er fast überall stattfinden kann und wenig Fläche einnimmt bei gleichzeitig hohen Erträgen. Der Anbau ist außerdem unabhängig von Bodenqualität oder Niederschlagsmengen. In Anbetracht der immer weiter wachsenden Weltbevölkerung liegt hier viel Potenzial, in Zukunft mehr Menschen mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen.
Erste Projekte dazu gibt es schon. Jörg setzt sich zum Beispiel als Repräsentant der Hilfsorganisation „Fundación Atlántida“ dafür ein, Mangelernährung bei Kindern in Entwicklungsländern zu bekämpfen.
So wurde in Kolumbien ein Projekt ins Leben gerufen. Ein Land, in dem ca. 13% der Kinder unter 5 Jahren von Mangelernährung betroffen sind. Es wurden kleine, dezentrale Einrichtungen für die Spirulina-Produktion aufgebaut, in denen das nährstoff- und proteinreiche Cyanobakterium unter einfachen, aber kontrollierten Bedingungen gezüchtet wird. Die Ernte wird Kindern mit Mangelernährung zur Verfügung gestellt. In einer ersten Pilotstudie wurden 30 Kinder mit leichten bis schweren Symptomen von Mangelernährung ausgesucht. Die Ergebnisse sind sehr positiv, hier geht es zum gesamten Artikel über das Projekt samt Ergebnissen.
Weiterführende Links und Bücher zum Thema Algen und B12
Ein sehr guter Überblick über Mikroalgen wie Chlorella, Spirulina oder AFA: http://www.paracelsus.de/magazin/ausgabe/201305/mikroalgen-im-portraet/
Das preisgekrönte Buch „Algen“ von Jörg Ullmann und Kirstin Knufmann enthält 60 Rezepte und jede Menge Informationen: http://www.pureraw.de/algen-buch-von-joerg-ullmann-und-kirstin-knufmann-kosmosverlag.html
Vitamin B12 – Ein sehr übersichtlicher Artikel und worauf Du beim Testen (lassen) achten musst, mit Infoblatt zum Download: https://albert-schweitzer-stiftung.de/themen/vegan-gesund/vitamin-b12-infoblatt
Steckbrief zu Chlorella und Angaben zum B12-Gehalt der Produkte aus der Algenfarm: https://www.algomed.de/chlorella/
Ein guter Überblick mit vielen Informationen über Vitamin B12, Gehalt in Lebensmittel etc vom VEBU.: https://vebu.de/fitness-gesundheit/naehrstoffe/vitamin-b12-in-lebensmitteln-und-vegane-ernaehrung/
Bildrechte: Bild 1 @ pureraw.de; Bild 2 eigenes; übrige Bilder Jörg Ullmann
Hallo die neue Vitamin B12 vom Algen. Muss ihnen leider schlecht sagen dadurch mein Arzt sagte mir Algen hat leider Schwermetalle mhh da bewundere mich sehr Chlorella sei nicht gut. Wenn sie gern mein Arzt wissen gerne gebe ich Auskunft nur wenn du Interesse hast. Würde mich freuen. Liebe Grüße aus Bayern
Ich bin dem Link Deines Newsletters auf diesen Beitrag gefolgt….wirklich sehr interessant, ich bin außerordentlich gespannt, wie es mit Jörgs Projekten und Forschungen weitergehen wird. Danke für den Beitrag!!!
Ich nehme seit zwei Jahren täglich
iOS AFA Algen ein die ich bei Pinnow kaufe. Mein B12 Spiegel, den ich regelmäßig kontrollieren lasse, ist seitdem optimal. Kann ich nur empfehlen.
Hallo Nicole :-)
Ich finde B12 in meiner Zahnpasta, Spirolina und Colorglas.
Ich freue mich schon auf volle Kanne am Dienstag. Ich wünsche Dir einen schönen Abend und morgen ? einen guten Start in die neue Woche
Tino Stübler
Huhu Tino, ja die Zahnpasta ist super! Bei Spirulina musst Du nach meinem Wissenstand aufpassen, ich zitiere hier mal Jörg: „Spirulina wird weltweit in offenen Becken angebaut oder als Algenblüte aus Seen geerntet und kann große Mengen an Vitamin B12 enthalten. Dabei handelt es sich nach Stand des Wissens hauptsächlich um biologisch inaktive B12-Analoga. Die meisten Untersuchungen wurden mithilfe biochemischer oder mikrobiologischer Tests an der Biomasse durchgeführt. Am Menschen durchgeführte Studien bestätigten allerdings diese Ergebnisse.“ Quelle: https://www.paracelsus.de/magazin/ausgabe/201503/algen-als-natuerliche-vitamin-b12-quelle/
Was ist Colorglas? :) LG, Nicole
Ich bin auch sehr gespannt und werde auf jeden Fall an dem Thema dranbleiben. :)
Hallo Esterina, die Algen aus der Algenfarm in Klötze werden in geschlossenen Röhrensystemen gezüchtet und sind daher soweit ich weiß nicht mit Schwermetallen etc. belastet. Da allerdings Algen international auch in offenen Becken und anderen Systemen gezüchtet werden, solltest Du am besten immer auf die Quelle der Algen achten und wie der Hersteller die Algen produziert.